Um zukunfts- und wettbewerbsfähig zu bleiben, müssen Logistikdienstleister und Spediteure nicht nur digitaler, sondern auch resilienter mit Blick auf Klimaveränderungen werden. Am 25.10.2024 zeigte unser Mitgliedsunternehmen Lufthansa Industry Solutions bei unserem Logistics Morning Coffee, wie Sie im Rahmen der CSRD relevante Risiken durch eine Vulnerabilitätsanalyse identifizieren können und dies als Basis zur Entwicklung einer resilienten Zukunftsstrategie nutzen können.
Mit der Einführung der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) der Europäischen Union wird Nachhaltigkeit für Unternehmen zunehmend zur Pflichtaufgabe. Insbesondere das Kapitel E1 der Richtlinie, das sich auf den Klimawandel konzentriert, verlangt von Unternehmen eine detaillierte Berichterstattung zu klimabedingten Risiken und Maßnahmen. Dabei geht es nicht nur um die Erfassung der Treibhausgasemissionen (THG), sondern auch um die Identifizierung physischer und transitorischer Risiken. Diese werden durch eine Wesentlichkeitsanalyse abgedeckt, die eine zentrale Rolle in der Risikobewertung spielt. Zudem enthält das Kapitel eine Resilienz- und Klimarisikoanalyse, die Unternehmen auf zukünftige Szenarien vorbereitet und Strategien zur Bewältigung von Klimarisiken entwickelt.
Wesentlichkeitsanalyse: Der Schlüssel zur Risikobewertung
Die Wesentlichkeitsanalyse ist ein unverzichtbares Instrument der CSRD-Compliance. Sie ermöglicht es Unternehmen, die für sie relevanten klimabedingten Risiken zu identifizieren und zu bewerten. Diese Risiken lassen sich in zwei Kategorien unterteilen: physische Risiken, die durch direkte Auswirkungen des Klimawandels entstehen, und transitorische Risiken, die sich durch den Übergang zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft ergeben. Für die Logistikbranche, die stark von globalen Lieferketten und Infrastrukturen abhängig ist, sind beide Risikotypen von erheblicher Bedeutung.
Klimarisikoanalyse: Szenarien für die Zukunft
Ein zentrales Element der Berichterstattung im Rahmen der CSRD ist die Klimarisikoanalyse. Diese Analyse bewertet die Auswirkungen klimabedingter Risiken unter verschiedenen Zukunftsszenarien – beispielsweise unter einem 1,5 °C-Szenario, bei dem die Erderwärmung gemäß den Pariser Klimazielen begrenzt wird, und einem „Worst-Case“-Szenario, in dem die Temperatur deutlich stärker ansteigt. Die Ergebnisse dieser Szenarien helfen Unternehmen dabei, resilientere Geschäftsstrategien zu entwickeln und geeignete Maßnahmen zur Risikominderung zu ergreifen.
Physische Risiken für die Logistikbranche
Die Logistikbranche ist besonders anfällig für die physischen Auswirkungen des Klimawandels. Zu den größten Risiken zählen:
- Extremwetterereignisse: Stürme, Überschwemmungen und Hitzewellen können Transportwege und Infrastrukturen beschädigen oder zeitweise unbrauchbar machen, was zu erheblichen Unterbrechungen in den Lieferketten führen kann. Insbesondere Häfen, Straßen und Schienenverbindungen sind hier gefährdet.
- Temperaturanstieg: Steigende Temperaturen wirken sich auf die Lebensdauer und Leistungsfähigkeit von Fahrzeugen und Infrastrukturen aus. In Regionen mit ohnehin hohen Temperaturen könnte dies zu häufigeren Ausfällen und höheren Wartungskosten führen.
- Meeresspiegelanstieg: Logistikknotenpunkte in Küstennähe sind besonders durch den steigenden Meeresspiegel bedroht. Dies könnte erhebliche Investitionen in Küstenschutzmaßnahmen oder den Umzug von Standorten erfordern.
Unter einem 1,5 °C-Szenario werden diese Risiken voraussichtlich moderat ansteigen. Im „Worst-Case“-Szenario könnten die Auswirkungen jedoch dramatisch sein, was Unternehmen zwingt, weitaus umfassendere und kostenintensivere Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel zu ergreifen. Transitorische Risiken im Wandel zu einer klimaneutralen Wirtschaft Neben den physischen Risiken spielen auch transitorische Risiken eine große Rolle. Diese Risiken entstehen im Zuge des Wandels zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft und können für die Logistikbranche erhebliche Auswirkungen haben. Zu den wichtigsten transitorischen Risiken zählen:
- Strengere Emissionsregulierungen: Regierungen weltweit verschärfen ihre Emissionsvorschriften. Für Logistikunternehmen bedeutet dies, dass sie ihre Flotten auf emissionsärmere oder gar emissionsfreie Fahrzeuge umstellen müssten, was hohe Investitionen in neue Technologien und Fahrzeuge erfordert.
- Veränderungen in der Kundennachfrage: Die Nachfrage nach umweltfreundlichen Produkten und Dienstleistungen steigt stetig. Dies zwingt Logistikanbieter dazu, klimafreundlichere Lösungen anzubieten, wie etwa die Nutzung erneuerbarer Energien für den Betrieb ihrer Flotten und Lagerhäuser.
- Steigende Energiekosten: Die Kosten für fossile Brennstoffe könnten im Zuge der globalen Dekarbonisierung weiter steigen, was zu einer erheblichen Belastung für Logistikunternehmen führt, die noch stark von fossilen Brennstoffen abhängig sind.
Resiliente Geschäftsstrategien für die Zukunft
Um den Risiken des Klimawandels erfolgreich zu begegnen, ist es für Logistikunternehmen entscheidend, eine resiliente Geschäftsstrategie zu entwickeln. Dabei spielen Flexibilität und Digitalisierung eine zentrale Rolle. Unternehmen müssen in robuste Infrastrukturen investieren, die auch extremen klimatischen Bedingungen standhalten können. Gleichzeitig sind digitale Lösungen erforderlich, um Lieferketten in Echtzeit zu überwachen und flexibel auf Störungen zu reagieren. Ein weiterer wesentlicher Aspekt ist die Entwicklung einer umfassenden Klimaschutzstrategie. Nur durch Maßnahmen zur Emissionsreduktion und den Übergang zu klimafreundlichen Technologien kann der Klimawandel langfristig eingedämmt werden. Dies schützt nicht nur die Umwelt, sondern stärkt auch die Widerstandsfähigkeit des Unternehmens und sichert dessen Zukunftsfähigkeit in einer sich wandelnden Welt. Die CSRD und die damit verbundenen Anforderungen bieten der Logistikbranche eine klare Richtlinie, wie sie den Herausforderungen des Klimawandels begegnen kann – durch Risikobewertung, Anpassung und den Wandel hin zu einer klimafreundlicheren und resilienteren Zukunft.
Vielen Dank an die Referierenden von unserem Mitglied Lufthansa Industry Solutions: Jasmin Werth (Senior Consultant CSRD), Anja Melo ( Sustainability Constultant) und Ben Plöhn (Strategy & Sales Manager Sustainability).
Foto Visual: metamorworks / Getty Images