Viele Unternehmen haben es versäumt, ihr Supply Chain Management an die veränderten Rahmenbedingungen des Marktes anzupassen. Ein Resilienzcheck hilft dabei, einen nachhaltigen Transformationsprozess einzuleiten, um die Lieferketten zu stärken.
Produzierende Unternehmen haben die Stabilität ihrer Lieferketten lange Zeit als selbstverständlich betrachtet. Die deutsche Industrie ist hierfür ein Paradebeispiel. Billige Energie aus Russland, ein wachsender Absatzmarkt in China und eine weitgehend stabile geopolitische Lage haben der Exportnation in die Karten gespielt. Infolgedessen sind Lieferketten primär auf Effizienz ausgerichtet worden, was sie jedoch anfällig gemacht hat – eine Schwäche, die durch die Krisen der letzten Jahre schonungslos offengelegt worden ist.
Resilienz als Herausforderung des Supply Chain Managements
Die Industrie sieht sich einer Vielzahl von Herausforderungen gegenüber, die das Supply Chain Management nachhaltig prägen. Dazu zählen insbesondere die Stärkung der Resilienz von Lieferketten, die Integration fortschrittlicher Technologien, die Förderung der Zusammenarbeit entlang der gesamten Wertschöpfungskette, die Berücksichtigung von Nachhaltigkeits- und Umweltschutzanforderungen sowie die kontinuierliche Weiterbildung der Mitarbeitenden. Um diesen Herausforderungen zu begegnen, bedarf es einer ganzheitlichen und langfristigen Transformationsstrategie. Resilienz entsteht dabei nicht isoliert, sondern durch die enge Verzahnung dieser Faktoren in einem übergeordneten strategischen Kontext.
Die resilienzorientierte Umstrukturierung des Supply Chain Managements stellt einen Paradigmenwechsel dar, der viele Unternehmen zu überfordern droht. Ein mehrdimensionaler Lösungsansatz, der Beschaffung, Produktion und Distribution synchronisiert, ist erforderlich. Sowohl strategische als auch operative Aspekte müssen dabei berücksichtigt werden, um das Risiko- und Resilienzmanagement in der Lieferkette zu stärken.
Lieferketten langfristig stärken
Der Resilienzcheck bietet Unternehmen eine fundierte Basis, um ihre Lieferketten zu stärken. Die Herausforderung besteht jedoch darin, die resiliente Transformation auch nachhaltig in der Organisation zu verankern. Aktuell weisen viele produzierende Unternehmen ein hohes Sicherheitsbedürfnis auf, doch sobald der nächste Aufschwung einsetzt, wird der Risikoappetit wieder zunehmen. Deshalb ist es entscheidend, eine langfristige Transformationsstrategie zu verfolgen, die die Lieferketten dauerhaft stärkt. Das globale Geschäftsumfeld wird volatiler und viele Unternehmen sind darauf nicht ausreichend vorbereitet. Deshalb muss das Supply Chain Management dauerhaft auf Resilienz ausgerichtet werden, um die zukünftigen Herausforderungen erfolgreich zu bewältigen.
Resilienzcheck
Ein vierstufiger Resilienzcheck kann als Grundlage für diesen Transformationsprozess dienen. Dabei werden folgende Schritte durchlaufen:
- Schwachstellenanalyse und Risikobewertung: Im ersten Schritt werden Schwachstellen innerhalb der Lieferkette identifiziert und priorisiert. Gleichzeitig wird die Fähigkeit der Organisation untersucht, auf diese Schwachstellen adäquat zu reagieren. Das Ergebnis ist eine unvoreingenommene Risikobewertung und eine strategische Supply Chain Risk & Resilience Roadmap.
- Echtzeit-Risikofrühwarnsysteme: Ein digitales Frühwarnsystem soll potenzielle Störungen der Lieferkette in Echtzeit erkennen. Die gesamte Supply Chain – von Produktionsstätten über Umschlagpunkte bis hin zu Lieferwegen – wird analysiert, um kritische Handlungsfelder zu identifizieren.
- Optimierung des Netzwerkdesigns: Die geografische Struktur der Lieferkette wird untersucht, um die Standorte von Lagern, Lieferanten und Vertriebszentren zu optimieren. Dies fördert sowohl die Effizienz als auch die Widerstandsfähigkeit des Supply Chain Managements.
- Lieferantenmanagement: Eine zuverlässige Bewertung und kontinuierliche Überwachung von Zulieferern sind unerlässlich. Ziel ist es, ein solides Verfahren zur Auswahl und Verwaltung von Lieferanten zu etablieren, das langfristig stabile Partnerschaften sicherstellt.
Autor
Dr. Ulrich Franke
Director Supply Chain Management
Ingenics Consulting
Foto Blume: weerasak/Adobe Stock, Jacqueline Lion