Naturkatastrophen haben die Menschheit schon immer schwer getroffen. Straßen werden zerstört oder überschwemmt, die Seewege sind oft zu weit für schnelle Hilfe und Flughäfen können schnell überlastet sein. Jeder Katastrophen- oder auch Krisenfall aufgrund internationaler Konflikte stellt einzigartige Herausforderungen an die internationale Gemeinschaft, wobei die Humanitäre Logistik zweifellos eine entscheidende Rolle spielt.
Besonders wenn die Infrastruktur beeinträchtigt ist, müssen effektive und effiziente Lösungen gefunden werden. Gleichzeitig gibt es eine Vielzahl von Herausforderungen und Hindernissen für die humanitäre Logistik, wie etwa Kommunikations- & Koordinationsprobleme und insbesondere Schwierigkeiten im Umgang mit Behörden sowie Zoll- und Warenabfertigung von Hilfsgütern. Es wird deutlich, dass präventive Maßnahmen dringend erforderlich sind und es an international gültigen und standardisierten Prozessen sowie Kennzeichnungsregelungen fehlt, um der humanitären Logistik im Krisenfall die notwendige Priorität und erleichterte Einfuhr zu gewährleisten.
Eine Vielzahl an Logistikunternehmen aus dem privaten Sektor engagieren sich, leisten Hilfe oder kooperieren mit NGOs. Dabei stehen sie oft vor der Herausforderung, dass die kommerzielle Logistik teils stark von den Bedarfen der humanitären Logistik abweicht. Es ist nicht allein das grundlegende Ziel, Menschenleben zu retten und Leid zu mindern, das die humanitäre Logistik von kommerziellen Unternehmungen unterscheidet – besonders die kritische Infrastruktur steht meist nicht wie gewohnt zur Verfügung. (s. Themenheft Humanitäre Logistik, Die Wirtschaftsmacher)
Unser LIHH-Mitglied Humanilog,eine Non-Profit-Organisation (NPO) für humanitäre Logistik und Digitales aus Hamburg, hat vor diesem Hintergrund eine neue Lösung entwickelt. Bleiben durch eine Katastrophe die herkömmlichen Transportmittel vor Ort teuer und schwer zugänglich, kann der humanilog Rettungsballon eingesetzt werden. Der mit Wasserstoff betriebene Ballon kann schwere Lasten heben und ist vielseitig einsetzbar, beispielsweise als Kran-, Beleuchtung oder Kommunikationssystem. Im letzten Jahr (2023) wurden die ersten drei Trainings erfolgreich durchgeführt. In diesem Jahr plant humanilog weitere Trainings auf unterschiedlichen Flächen durchzuführen, um sich auf weitere Einsatzszenarien vorzubereiten. Das Ziel ist es, eine innovative und kosteneffiziente Lösung für infrastrukturelle Probleme in Katastrophensituationen anzubieten.
So können Sie humanilog unterstützen:
Logistikunternehmen können sich beispielsweise durch Partnerschaften mit humanilog engagieren. Ihre Unterstützung kann finanzielle Mittel für die Organisation des Projekts, die Durchführung von Trainings für den Einsatz des Rettungsballons und den ersten Auslandseinsatz umfassen. Zudem benötigt die NPO auch weitere abgesicherte Trainingsflächen sowie Ehrenamtlerinnen und -amtler für die Umsetzung des Projektes sowie Experten*innen im Bereich F&E für die fliegende Einheit.
Forschung unterstützt die Humanitäre Logistik
In 2021 haben unser Mitglied Kühne Logistics University (KLU) und die HELP Logistics AG der Kühne Stiftung das Center for Humanitarian Logistics and Regional Development (CHORD) gegründet. CHORD hat zum Ziel, die akademische Forschung und Ausbildung mit operativem Training und Beratung zu kombinieren. Als Vordenker liefert CHORD innovative Logistik- und Lieferkettenlösungen, die durch strenge Forschungsmethoden validiert werden, um den sozialen und wirtschaftlichen Fortschritt in Entwicklungsländern zu verbessern. Der Schwerpunkt der Arbeit von CHORD liegt auf der Analyse und Stärkung von Lieferketten in den Bereichen Katastrophenvorsorge und Widerstandsfähigkeit, Lebensmittel und Landwirtschaft, Pharma und Gesundheit sowie Nachhaltigkeit.
Faire Lieferketten – Befähigung zur Selbsthilfe
Das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz, kurz Lieferkettengesetz, regelt die unternehmerische Verantwortung für die Einhaltung von Menschenrechten in globalen Lieferketten. Dazu gehören beispielsweise der Schutz vor Kinderarbeit, das Recht auf faire Löhne und der Schutz der Umwelt. Langfristig könnten dadurch auch die Resilienzen von Regionen sowie die Chance auf Selbsthilfe gesteigert werden.
Die angemessene Umsetzung der Sorgfaltspflicht stellt für jedes Unternehmen einen fortlaufenden, langfristigen und individuellen Prozess dar. Gleichzeitig stellen sich dabei aber ähnliche Fragen: Was sind erste sinnvolle Schritte, um entsprechende Prozesse einzuführen? Welche Herausforderungen ergeben sich dabei? Wie kann man diesen Herausforderungen begegnen?
Der Blick in die Praxis zeigt: Viele Unternehmen arbeiten seit Jahren daran, ihren menschenrechtlichen und ökologischen Sorgfaltspflichten in ihren Lieferketten nachzukommen. Sie berichten von den Vorteilen gleicher Wettbewerbsbedingungen, von den positiven Effekten ihres Engagements, von hilfreichen Unterstützungsangeboten und der Kraft der Kooperation. Dadurch können vielen Vorbehalten positive Beispiele aus der Praxis entgegengestellt werden, wie bei unserem Mitglied TCHIBO, die u.a. mit einer Entwicklung des Qualifizierungsprogramms WE aktiv wurden.
Hier können Sie sich weiter informieren:
Wirtschaft und Menschenrechte: https://www.csr-in-deutschland.de/DE/Wirtschaft-Menschenrechte/Umsetzungshilfen/umsetzungshilfen.html
Bundesministerium für Arbeit und Soziales: https://www.bmas.de/DE/Service/Publikationen/Broschueren/a436-handlungsanleitungen-risikoanalyse.html
Regional fängt alles an – Logistiker engagieren sich
Dass sich Logistiker ihrer besonderen Rolle in Krisensituationen, aber auch im ganz normalen Alltag, bewusst sind, zeigt auch der von Logistikern gegründete Verein „Blut transportiert“. Dieser Zusammenschluss von Unternehmen aus der Logistikbranche verfolgt ein gemeinsames Ziel: Die Bekämpfung von Blutkrebs sowie anderen Erkrankungen des blutbildenden Systems tatkräftig zu unterstützen. Die Initiative lebt von dem Engagement vieler Köpfe und Hände. Unternehmen sind eingeladen, sich als Unterstützer von „Blut transportiert“ zu engagieren und mit den Mitteln, die Ihnen zur Verfügung stehen, dazu beitragen, dass die Initiative in der Öffentlichkeit bekannter wird. Ob die Nutzung Ihrer Räumlichkeiten für Aktionen, die Bereitstellung Ihrer Produkte oder die Partizipation an Veranstaltungen – jede Form des Engagements ist willkommen.
Bis heute vereint das Netzwerk bereits über 50 Partner und Unterstützer der Transport- und Logistikwirtschaft aus allen Teilen Deutschlands sowie branchenübergreifende Unterstützer, darunter auch einige LIHH-Mitglieder wie: KRONE, Köster, Goldbeck, Graphmasters, Hellmann, Hoyer, Peper & Söhne, RAPID Intern. Spedition und Robert C. Spieß.
So können Sie mitmachen:
Partner werden! Alle Partner sind hierfür dazu angehalten einmal im Jahr, eine eigene gute Tat zu vollbringen. In welcher Form und in welchem Rahmen? Diese Entscheidung ist ganz Ihnen überlassen. Organisieren Sie z.B. mit Hilfe der Initiative eine Stammzelltypisierungsaktion unter Ihren Mitarbeitenden – ganz gleich, ob daraus 5 oder 50 Typisierungen resultieren – oder starten Sie in Ihrem Betrieb einen Aufruf zur Blutspende.
Morgen endet unsere Themenwoche auch schon, passend zum Freitag, mit der Vereinbarkeit von Beruf und Familie bzw. Freizeit. Wie gelingt es am besten und wie können Unternehmen Ihren Mitarbeitenden den Spagat erleichtern?