Beim Logistics Morning Coffee am 28.04.2023 hat Maik Schneider, behördlich zugelassener Ausbilder bei mehreren nationalen Luftsicherheitsbehörden, Prüfer für die Landesluftsicherheitsbehörde Schleswig-Holstein und von der Behörde für Wirtschaft und Innovation ermächtigter Validierungsprüfer für die Hansestadt Hamburg, über die neuen behördlichen Anforderungen an alle Unternehmen im Bereich Luftsicherheit unterrichtet. Unter der Überschrift „Security Culture: Behördliche Anforderungen in der Luftfracht“ wurden nicht nur die nationalen Vorgaben des Luftfahrt-Bundesamtes vorgestellt. Vielmehr wurde darauf eingegangen, dass auf nationale Ebene der Grundgedanke der „Sicherheitskultur“ falsch verstanden wird und dies zu Konflikten bei reglementierten Beauftragten, Transporteuren und bekannten Versendern von Luftfracht geführt hat.
ICAO als Ideengeber
Das Jahr 2020 wurde von der International Civil Aviation Organization (ICAO) zum „Jahr der Sicherheitskultur“ ausgerufen. Hintergrund war die Resolution 40-11, welche den Mitgliedsstaaten die ICAO Maßnahmen zur Umsetzung der Sicherheitskultur verbindlich vorgeschrieben hat. Da sich zu dieser Zeit die meisten Luftfahrtakteure, aufgrund der Corona-Pandemie und deren Auswirkungen, mit drängenderen Themen konfrontiert sahen, wurde kurzerhand auch das Jahr 2021 zum „Jahr der Sicherheitskultur“. Damals hoffte die ICAO, dass im Jahr 2021 die Pandemie ausklingen würde, was schlussendlich leider nicht erfolgt ist.
Umsetzung auf europäischer Ebene
Die von der ICAO vorgegeben Maßnahmen mussten von der Europäischen Union in unmittelbar anwendbare Verordnungen umgeschrieben werden. So wurde mit der DVO (EU) 2019/103 die für Beteiligte der Luftfahrtsicherheit relevante Durchführungsverordnung (EU) 2015/1998 angepasst. Ursprünglich sollten diese Maßnahmen verbindlich im Jahr 2021 umgesetzt sein. Aber auch die EU hat eingesehen, dass zu diesem Zeitpunkt die Luftverkehrswirtschaft mit grundlegenderen Themen beschäftigt war. So wurde auch hier der Einführungstermin hinausgezögert.
Grundsätzlich wurde aber die Umsetzung der ICAO-Vorgaben in die maßgebliche EU-Verordnung als gelungen angesehen, wenn man von der englischen Textversion ausgeht.
Aus dem Risiko wurde ein Täter
Auch in Deutschland mussten einige Vorgaben, z.B. für die Ausbildenden, angepasst werden. Leider beinhaltet die deutsche Textversion der EU-Verordnung einige kritische Fehlinterpretationen in der Übersetzung, an das sich das zuständige Bundesinnenministerium jedoch gebunden fühlt. So wird jetzt u.a. nicht zum Thema Innenrisiken geschult, wo der Sachverhalt nur innerhalb einer kleinen Gruppe von Täter liegt. Vielmehr wird nun nach Innentäter gesucht und die Mitarbeitenden sollen diese melden, auch wenn es nur Verdachtsmomente sind.
Verständlich, dass hier einige Unternehmen ein Unbehagen verspüren und diese, im Grundsatz zielführende Idee der Sicherheitskultur, mit wenig Euphorie – wenn überhaupt –umsetzen.
Was ist Security Culture?
Kurz gesagt, ist Security Culture die Erweiterung der Safety Culture, welche in unzähligen Betrieben bereits gelebt wird. Ob es der Umgang mit Gefahrgütern, das Thema Arbeitssicherheit oder die körperliche und mentale Fitness ist. Ein offener Umgang mit diesen Themen, die Möglichkeit Probleme anzusprechen und zu adressieren, bis zu der Befähigung potenziell gefährliche Arbeitsprozesse zu stoppen, ist längst gelebte Praxis.
Ein Blick in die umfangreichen Hilfsmittel der ICAO helfen, das Thema Security Culture im Unternehmen korrekt zu platzieren und mögliche Konflikte zu vermeiden.
Alternativ kann es sinnvoll sein, das Thema in die allgemeine Unternehmenssicherheit zu integrieren und nicht nur den (Luftfracht-)Sicherheitsbeauftragten zu überlassen.
vertiefendes Informationsmaterial zum Thema:
Zum Video Handbuch "Wirtschaftsgrundschutz"
Kontakt
Maik Schneider
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