Hybrid – interaktiv – praxisnah: Der Science Pitch Logistics als Abschlussevent der LogistikCon im Livestream aus der Hamburger Speicherstadt
Die Logistik-Convention der Logistik-Initiative Hamburg (LIHH) schloss nach zwei Tagen hochkarätigen Programms mit dem Abschlussevent Science Pitch Logistics. Sandra Rudeloff von der Kühne Logistics University sicherte sich den mit 2.500 Euro dotierten Nachwuchs-Wissenschaftspreis der LIHH. Über 100 Zuschauer:innen aus Wirtschaft und Wissenschaft hatten sich angemeldet, um das Live-Event online verfolgen zu können. Rudeloff überzeugte sowohl die Fachjury um den Vorsitzenden Dr. Joachim Matthies (FILog e.V.), als auch das zugeschaltete Publikum. Der Young Professionals‘ Award wurde bereits zum 11. Mal vergeben.
„Logistik ist und bleibt eine der großen Zukunftsbranchen in Deutschland. Das wurde gerade in der Pandemiezeit wieder sehr deutlich. Der Young Professionals‘ Award Logistics (YPAL) fordert und fördert hervorragende Nachwuchstalente, die die Logistikbranche so dringend braucht, um im Zeitalter von KI und BOTS auch zukünftige Herausforderungen sicher meistern zu können.", sagte Dr. Joachim Matthies, Vorsitzender der Jury und Vorstand FILog Gesellschaft für Innovation in Logistik und Verkehr e.V., im Rahmen seiner Laudatio für die Gewinnerin des diesjährigen Young Professionals‘ Award Logistics (YPAL). Die FILog ist, genau wie das Digital Hub Logistics Hamburg, offizieller Partner des YPAL 2021.
Auch die Schirmherrin des Awards, Katharina Fegebank, Zweite Bürgermeisterin der Freien und Hansestadt Hamburg und Senatorin der Behörde für Wissenschaft, Forschung und Gleichstellung, betonte in Ihrem Grußwort, es sei wichtig, aus der Wissenschaft heraus Impulse für die Praxis der Logistik- und Hafenwirtschaft zu setzen. Die Metropolregion Hamburg zählt über 50 Lehrstühle mit logistikrelevanter Ausrichtung und mit dem YPAL wird der Innovationstransfer zwischen Logistikwirtschaft und Wissenschaft gefördert.
Der Science Pitch Logistics fand als großes Abschlussevent der LogistikCon2021 statt. In dem zweitägigen Netzwerkformat unter dem Motto Content connects Community lieferten hochkarätige Referenten den über 300 Teilnehmern in einem abwechslungsreichen Vortragsprogramm spannende Einblicke in die Bereiche Hafen, Lieferketten, Intra- und Kontraktlogistik, Marketing, Nachhaltigkeit und Human Resources. „Inhalte verbinden unsere Logistikcommunity und die LogistikCon hat sich mit den aktuellen Herausforderungen und Entwicklungen der Branche interaktiv auseinandergesetzt“, so Prof. Dr. Peer Witten, Vorstandsvorsitzender des Logistik-Initiative Hamburg e.V., in seinem Fazit zur Premiere des Veranstaltungsformates.
Fragen der Teilnehmer zur Zukunft des Logistik- und Hafenstandorts Hamburg, beantwortete am zweiten Tag Senator Michael Westhagemann im virtuellen Townhall Meeting. Ein digitaler Innovationshafen stelle einen wichtigen Teil der Zukunftsstrategie Hamburgs dar, so Westhagemann. Antworten auf wichtige Fragen in Bezug auf die autonome Schifffahrt könnte bspw. die Forschung des Fraunhofer CML in Hamburg liefern. Gemeinsam mit anderen Anwendungsfeldern autonomer Fahrzeuge wie Drohnen oder Busse, sind dies zentrale Punkte der Hamburger ITS-Strategie und wegweisend für die positive Entwicklung des Logistikstandorts Hamburg.
Auch die Gewinnerin des YPAL 2021 sieht in der Digitalisierung eine große Chance. Rudeloffs Forschungen setzen auf eine breite Datenteilung aller Beteiligten in der Supply-Chain. Im Abschlussgespräch des Science Pitch ermutigte sie Unternehmen dazu, Vorbehalte gegenüber der Weitergabe von relevanten Daten mit Forschung und Partnern abzulegen.
Dem Abschlussgespräch vorangegangen waren drei spannende Pitches der Finalist:innen Justus Bonz, Universität Hamburg, Christopher Gaede, Kühne Logistics University (KLU) und der späteren Siegerin Sandra Rudeloff, ebenfalls KLU. Diese skizzierte in ihrem Pitch, wie die steigende Komplexität von Handelsnetzwerken das Risiko einer weiten Verbreitung von kontaminierten Lebensmitteln erhöht. In ihrer Masterthesis zeigt sie auf, wie Traceback-Modelle unterstützen können, den Ursprung von lebensmittelbedingten Krankheiten anhand von Daten über Importe in die Vereinigten Staaten zu identifizieren. Die Absolventin der KLU, betreut von Prof. Dr. Hanno Friedrich, führt Ihre Forschungen zu diesem Thema im Rahmen Ihrer Promotion fort.
Die Arbeiten der anderen beiden Finalisten Justus Bonz (Forschungsarbeit zum Thema Reduzierung der Spitzenlast einer Flotte aus elektrischen Güterzügen, verfasst gemeinsam mit Prof. Dr. Knut Haase) und Christopher Gaede (Masterthesis zum Thema Prognose des Temperaturverlaufs in Kühlcontainern bei Ausfall des Kühlaggregats, verfasst unter Betreuung von Prof. Dr. André Ludwig), fanden ebenfalls hohe Anerkennung bei der Jury und dem Publikum.
Insgesamt zeigten alle drei Abschlussarbeiten hochinteressante Ansätze für die Praxis. Dies war ein wesentliches Kriterium bei der Auswahl der Finalist:innen durch die interdisziplinäre Fachjury des YPAL, die in diesem Jahr aus Dr. Joachim Matthies (FILog), Kerstin Wendt-Heinrich (TOP Mehrwert-Logistik), Ralf Struckmeier (Lufthansa Industry Solutions) und Otto Klemke (NautilusLog) bestand.
Die Antworten des Abschlussgespräches mit Frau Rudeloff
Warum Logistik? Spielt Logistik für Sie eine besondere Rolle?
In meinem Bachelor Wirtschaftsinformatik bin ich auf das Themengebiet der Logistik aufmerksam geworden. Ich hatte das Gefühl, dass mit Hintergrundwissen aus der Informatik noch mehr Innovationspotenzial in dieser Branche steckt, das ich entdecken wollte. Deshalb habe ich mich für das Masterstudium in Logistik entschieden.
Ihre Vita, in einem Satz lautet?
Durch die Kombination von Wissen aus verschiedenen Bereichen wie Informatik und Logistik interdisziplinäre Lösungen für die Herausforderungen der Welt von Morgen finden.
Über was haben Sie Ihre Arbeit geschrieben?
In meiner Masterarbeit habe ich vorhandene Algorithmen zur Rückverfolgung lebensmittelbedingter Krankheiten erweitert und auf Daten über Lebensmittel-Importe in die USA angewendet. Das Ziel ist, das kontaminierte Produkt und seine Quelle im Falle eines lebensmittelbedingten Krankheitsausbruchs schneller und präziser zu identifizieren. Somit können kontaminierte Produkte zügig zurückgerufen und vom Markt genommen werden. Dies ermöglicht die Vermeidung weiterer Krankheitsfälle.
Gab es einen bestimmten Grund, warum Sie sich für eine Abschlussarbeit über dieses Thema entschieden haben?
Für die Auswahl meines Themas war es mir wichtig, mein Wissen aus Informatik und Logistik zu kombinieren, um zur Lösung eines praxisrelevanten Problems beizutragen. Die Erweiterung von Algorithmen zur Rückverfolgung von lebensmittelbedingten Krankheiten und Anwendung auf Lieferkettendaten aus der Praxis befindet sich genau an einer solchen Schnittstelle.
Was zeichnet für Sie den Logistik-Standort Hamburg aus? Heute? In 50 Jahren?
Aus meiner Sicht ist Hamburg schon jetzt ein Innovationshub der Logistik-Branche. Ein Beispiel ist die Ausrichtung des ITS World Congress 2021 in unserer schönen Stadt. Durch die örtliche Nähe und gute Kommunikation zwischen Praxis und Forschung denke ich, dass dieser Innovationstrend ausgebaut wird. Ich bin begeistert von den vielen zukunftsorientierten Projekten wie beispielswiese das Projekt HEAT mit autonomen Kleinbussen direkt bei uns in der HafenCity. Das Ideenreichtum und die Motivation unter den Teilnehmenden, die ich bei meinen Besuchen des MeetUps vom Digital Hub Logistics erfahren habe, bestärkt mich in der Annahme, dass sich in Hamburgs Logistik-Branche noch Großes tun wird.
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Bezogen auf Lieferkettendaten gilt der Satz „Sharing is Caring“.