Unter der Überschrift „Von der Erstanwendung zum Markthochlauf: Wege zur Wasserstoffwirtschaft in Luftfahrt, Schifffahrt und Logistik“ fand am 02. Mai in Hamburg die dritte Cross-Cluster Konferenz statt. Zu ihr hatten die Hamburger Cluster Erneuerbare Energien Hamburg, Hamburg Aviation, Hamburg Cruise Net, Logistik-Initiative Hamburg sowie das Maritime Cluster Norddeutschland eingeladen. Vertreterinnen und Vertreter der anwesenden Branchen berichteten aus ihrer Sicht über Fortschritte und Herausforderungen auf dem Weg in die Wasserstoffwirtschaft, die in den Bereichen Luftfahrt, Schifffahrt und Logistik sehr heterogen sind.
Zu Beginn der Veranstaltung hatte der Hamburger Staatsrat Andreas Rieckhoff in einem Grußwort auf die Bedeutung der Wasserstoffwirtschaft für den Industriestandort Hamburg hingewiesen. Ziel sei eine „sich selbst tragende Wasserstoffwirtschaft“, die irgendwann ohne Förderung auskäme. Der per Video zugeschaltete Innovationsbeauftragte „Grüner Wasserstoff“ der Bundesregierung, Till Mansmann, nannte die Wasserstoffwirtschaft „eine Jahrhundertchance“ für Deutschland. Das Land habe die Chance, „weltweiter Technologieausrüster“ zu werden. Dafür müssten Politik, Wirtschaft und Forschung eng zusammenarbeiten.
Auf die Bedeutung der deutschen Seehäfen für die Umstellung auf eine grüne Energiewirtschaft wies Jan Lutz von Brunsbüttel Ports hin. Mit entscheidend für den Erfolg sei eine gute Importinfrastruktur: „Um synthetische Kraftstoffe oder e-Chemicals herzustellen, werden wir auf große Importmengen angewiesen bleiben“, betonte Lutz. Ebenso wichtig sei eine gute Hinterland-Infrastruktur, um Verbraucher und insbesondere Großverbraucher auch zu erreichen. Um die Industrie und den Mobilitätssektor zukünftig ausreichend versorgen zu können, müssten entsprechende Vorhaben „deutlich schneller genehmigt“ werden, unterstrich Lutz.
Thomas Menzel von Alfa Laval wies auf die großen technischen Herausforderungen im Transport und Handling von Wasserstoff hin. „Wir sehen daher in der näheren Zukunft für den Schiffsantrieb eher Wasserstoffderivate als reinen Wasserstoff“, sagte er. Wasserstoffderivate wie Methanol, künstlich hergestelltes LNG oder Ammoniak seien „im Kommen“. Gleichwohl sei zunächst noch mit einem Anstieg des Verbrauchs fossiler Kraftstoffe zu rechnen. „Hier sehen wir den Peak erst 2027“, sagte Menzel.
„Die Dekarbonisierung der Schifffahrt wird nicht an der Technologie scheitern“, lautete die Kernaussage von Alexander Feindt von MAN Energy Solutions. Die Herausforderung bestehe eher „in der Verfügbarkeit der synthetischen grünen Varianten“ von Wasserstoffderivaten wie Methanol, Ammoniak oder e-Methan. Dies gelte sowohl in Hinsicht auf die Produktion als auch die Bunkerinfrastruktur. Aus Sicht von MAN gebe es hinsichtlich des Kraftstoffs der Zukunft nicht die eine Lösung für alle, betonte Feindt weiter: „Den einen Nachfolger von Schweröl oder Marinediesel wird es nicht geben. Wir sehen vielmehr eine Multi-Fuel-World entstehen“. Jeder Kraftstoff habe seine spezifischen Vor- und Nachteile. „Es wird in jedem Fall teuer“, lautete eine weitere Botschaft Feindts mit Blick auf die Transformation.
Frank Müller, Senior Vice President Brand Management bei STILL, zeigte auf, wie Wasserstoff das Logistikzentrum der Zukunft beeinflussen wird: „Wir werden in diesem Jahr mit der Produktion eines eigenen Brennstoffzellensystems starten und künftig in Sachen Wasserstoffinfrastruktur alles aus einer Hand anbieten. Wichtig ist, dass wasserstoffbasierte Lösungen nicht nur einfach in der Anwendung sein müssen, sondern auch skalierbar sind. Dabei werden wir vom Ingenieurbüro Hydrogentle unterstützt, die ebenfalls in Hamburg ansässig sind und uns auf diesem Weg begleiten.“
An der Cross-Cluster-Veranstaltung im Hotel Hafen Hamburg nahmen rund 150 Interessierte aus den unterschiedlichen Branchen teil. Die Möglichkeit, sich auch im informellen Teil clusterübergreifend auszutauschen und zu vernetzen, fand viel Anklang und wurde intensiv genutzt.
Fotoquelle: Hamburg Aviation