Wie können Hamburgs Transportlogistiker ihre Ladeinfrastruktur aufbauen?

Der Fachkreis Urbaner Lieferverkehr traf sich am 27.06.23 zu seiner 2. Sitzung zum Austausch über das aktuelle Fokusthema der Flottenelektrifizierung. Zu Gast bei der Deutschen Post AG förderten die zwei Beiträge der hySOLUTIONS GmbH und der Stromnetz Hamburg GmbH die Diskussion und das Verständnis auf dem Weg zu der Elektrifizierung von Transport- und Lieferflotten, mit besonderem Hinblick auf den Aufbau von Ladeinfrastruktur und die Stromnetz-Anbindung.

Für KEP-Dienstleister und Transportlogistikunternehmen rückt die nachhaltige Zustellung, vor allem im Stadtbereich immer mehr in den Fokus, auch im Hinblick auf die Klima- und Logistikziele für die Letzte Meile der Stadt Hamburg. Auch wenn viele schon elektrische Zustellfahrzeuge oder Lastenräder nutzen, stellen sich viele Unternehmen immer noch Fragen zum Aufbau und Ausbau ihrer Ladeinfrastruktur an ihren Betriebshöfen. Denn mit wachsender Flottenelektrifizierung muss auch die benötigte Ladekapazität für die Fahrzeuge bedacht werden. Auch für größere Fahrzeuge über 3,5t gewinnt dieses Thema immer mehr an Relevanz.

Praxis-Leitfaden für das Depotladen vorgestellt

Um genau zu diesen Fragestellungen den Unternehmen Unterstützung zu bieten, stellte Patrick Wichern, Senior Project Manager der hySOLUTIONS GmbH den aktuellen Stand des entwickelten Praxis-Leitfaden für das Depotladen für schwere Nutzfahrzeuge auf Betriebshöfen und Depots vor. Dieser Leitfaden wird von der hySOLUTIONS GmbH im Auftrag der Nationalen Organisation Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie GmbH (NOW GmbH) erstellt und wird voraussichtlich im dritten Quartal 2023 veröffentlicht.

Neben Basiswissen werden in dem Leitfaden fünf Prozessschritte zur Planung, Aufbau und Betrieb der Ladeinfrastruktur erläutert: welche Fragen sollten sich Unternehmen zur benötigten Ladeleistung, den Netzanschluss, der (neuen) Betriebshofgestaltung und -organisation, sowie zur Errichtung, Inbetriebnahme und Betreibermodellen stellen. Auch zu beachtende Kostenfaktoren wurden angesprochen, was weiterhin zu berücksichtigen ist und an welchen Stellen zusätzliche externe Expertise hilfreich sein kann, beinhalteten sowohl die Präsentation auch der Leitfaden.

Weitere Informationen finden Sie hier.

Netzanschlussverfahren im Stromnetz von Hamburg erläutert

Daran anschließend vertiefte Lars Kuttnik, Gruppenleiter Netzanschluss in der Sonderkundenbetreuung der Stromnetz Hamburg GmbH, anschaulich und mit einigen praxisrelevanten Beispielen die Netzanschlussverfahren im Stromnetz von Hamburg.

Er erklärte die Unterschiede zwischen statischem sowie dynamischem Lademanagement und nannte daran anknüpfend mit dem IT-Backend „eRound“ von Stromnetz Hamburg ein Lösungstool für Flottenbetreiber.

Um Hamburger Unternehmen die benötigten Netzkapazitäten zu bieten, erweitert die Stromnetz Hamburg GmbH das Stromnetz kontinuierlich. Maßgeblich wichtig bei Netzanschlussprojekten ist nichtsdestotrotz die angeforderte Höhe der elektrischen Leistung und der benötigte Zeitpunkt der Umsetzung, so ziehen große Leistungsanforderungen schließlich häufig weiteren Netzausbau nach sich. Dieser benötigt im Zweifel seine Zeit. Bei einem Anschluss an das bestehende Mittelspannungsnetz („Ringanschluss“, bis ca. 1500 kVA) dauere die Anbindung im Idealfall jedoch nur wenige Monate. Bei einem leistungsstarken Mittelspannungs-Direktanschluss an ein Umspannwerk größer als ca. 1500 kVA beginnen die Ausbauzeiten ab Beauftragung schnell bei 12-18 Monaten oder gehen gar darüber hinaus. Hochspannungsanschlüsse sind noch einmal deutlich aufwendiger und werden über Jahre geplant und ausgeführt - dies ist vor allem abhängig von baulichen Aufwänden.

Daher sei bei der Planung und Abschätzung der benötigten Leistung bestenfalls frühzeitig der Kontakt zur Stromnetz Hamburg GmbH zu suchen. So lassen sich zukünftige Kundenvorhaben oftmals schon nach den ersten Konzeptgesprächen einschätzen und bei geplanten Netzausbauprojekten berücksichtigen. Unterschiedliche Kundenszenarien, Gleichzeitigkeitsfaktoren und Lademanagementanwendungen haben darüber hinaus einen großen Einfluss auf die Leistungscharakteristik eines Netzanschlusses. Der Netzbetreiber kann hier ebenfalls Impulse für eine erfolgreiche und schnelle Versorgung des eigenen Ladeinfrastruktursystems liefern.

Das große Interesse der Logistik wurde in den Diskussionen zu den Vorträgen klar: Die Herausforderung in der Praxis ist eben dieses Zusammenspiel zwischen Fahrzeugverfügbarkeit, Bedarfsanalyse und der verfügbaren Stromnetzkapazitäten. Die Wichtigkeit des Teilschrittes „Fragen zum Netzanschluss“ innerhalb des vorgestellten Leitfadens wurde daher deutlich als elementarer Startpunkt von Flottenelektrifizierungs-Projekten von den Teilnehmenden gesehen: Also erst Kommunikation mit dem regionalen Netzanbieter bevor mit dem Aufbau der Ladeinfrastruktur begonnen wird.

Aktuelles aus der Stadt

Abschließend informierten Dr. Nadja Hammami und Fanny Krause des Logistikreferats (BWI) zu aktuellen Themen und Projektständen der urbanen Logistik in Hamburg. Aktuelles zur Umsetzung von emissionsfreien Liefer- und Fußgängerzonen im Bezirk Altona wurde erläutert, sowie der Sachstand zu einem Mikro-Hub-Vorhaben, ebenfalls in Altona. Dieses soll voraussichtlich vom Bezirksamt Altona umgesetzt werden.

Des Weiteren sind Hamburger Wirtschaftsverkehrsteilnehmende aufgerufen, an der UmweltPartnerschaft teilzunehmen: Die UmweltFlotte 2023/24 wurde vorgestellt und die Unternehmen motiviert, mit dem städtischen Siegel UmweltFlotte zu zeigen, dass ihre Flotten klimafreundlich sind.

Weitere Informationen zur UmweltFlotte finden sie hier.

 

Bei Fragen zu diesen Themen wenden Sie sich gerne an den Fachkreis!

Der Fachkreis Urbaner Lieferverkehr dient dem Austausch zwischen Logistikunternehmen und städtischen Einheiten rund um das Thema der städtischen Logistik. Auf Einladung der Logistik-Initiative und der Fachkreisleitenden treffen sich relevante Logistikunternehmen der Letzten Meile Logistik Hamburgs, sowie Behörden- und Bezirksamts-, Handels-und Handwerkskammervertretende zur gemeinsamen Information und Diskussion zu aktuellen, relevanten Themen aus der Branche.

Mehr zum Fachkreis finden Sie hier.

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