Die 7. Bahnkonferenz unterstreicht die große Bedeutung eines gut ausgebauten Schienennetzes für die Zukunft der Seehäfen
Die norddeutschen Häfen bauen ihre Bahnverbindungen immer weiter aus. Es soll das Transportmittel der Zukunft werden. Im Hamburger Hafen gehen bereits jetzt gut die Hälfte aller Hinterlandverkehre über die Bahn. Im vergangenen Jahr waren es damit 47,3 Millionen Tonnen an Ladungsgewicht, die über die Bahn gingen. Gleichzeitig wird auch in den anderen Seehäfen die Bedeutung der Bahn als klimafreundliches Transportmittel größer.
Der steigende Bedarf wird für die Schiene zunehmend zu einer Kraftanstrengung, denn die Kapazitäten sind fast ausgeschöpft. Es bedarf daher dringend konstruktiver Lösungen. Expertinnen und Experten analysierten auf der 7. Bahnkonferenz unter dem Titel „Schienengüterverkehr und Seehäfen“ Perspektiven der Bahnverkehre. „Die Häfen sind Drehkreuze und Rückgrat der deutschen Wirtschaft – eine funktionierende und gut finanzierte Hafeninfrastruktur sehen wir als nationale Aufgabe an. Die neue deutsche Hafenstrategie muss hier Impulse setzen, um die Zukunftsfähigkeit der deutschen Seehäfen sicherzustellen. Dazu gehört auch der Ausbau der Bahnkapazitäten“, betonte Sebastian Doderer, Leiter des Fachkreises Schiene der Logistik-Initiative Hamburg.
Dass ein gut ausgebauter und funktionierender Schienenverkehr für die Entwicklung klimaneutraler Häfen elementar ist, davon sind alle Teilnehmenden der Bahnkonferenz überzeugt. Sie stimmten aber auch darin überein, dass dieses Ziel nur mit großer Kraftanstrengung zu erreichen ist und dafür hohe Investitionen notwendig seien.
Exemplarisch dazu äußerte sich Hamburgs Senator für Verkehr Dr. Anjes Tjarks:
„Der Güterverkehr spielt für die Mobilitätswende eine essenzielle Rolle: Mit mehr Gütern auf der Schiene können wir dringend benötigte CO2-Einsparungen erzielen und die Straßeninfrastruktur entlasten. Bereits jetzt bewegt der Hamburger Hafen die Hälfte seines Containerumschlags auf dem Schienenweg weiter – mit dem weiteren Ausbau des Schienennetzes wollen wir diesen Anteil noch erhöhen. Hamburg unternimmt gemeinsam mit dem Bund u.a. mit der Sanierung, Erneuerung und Verbreiterung der Elbbrücken erhebliche Anstrengungen, um die Schieneninfrastruktur für den Güterverkehr deutlich zu verbessern. Das stärkt auch die Wettbewerbsfähigkeit unseres Hafens.“
Nicht nur Hamburg will seine Schienenanbindungen modernisieren und ausbauen, auch Bremen ist dabei. Bremens Staatsrat für Häfen, Kai Stührenberg wies darüber hinaus noch auf einen zentralen Punkt hin. „Unsere Häfen sind nichts ohne die Menschen, die den Umschlag und die Verbindungen mit dem Hinterland am Laufen halten. Das muss in gleicher Weise auch für die Nationale Hafenstrategie gelten, denn natürlich muss die Hafenstrategie auch auf Fragen eingehen, wie wir die Arbeitsplätze zukunftsfähig gestalten und wie wir in der Zukunft Menschen gewinnen und in der Transformation mitnehmen und qualifizieren. Gerade der Bahnsektor steht hier vor ganz besonders dringenden Herausforderungen, denn fehlendes Personal in Lokomotiven, in Stellwerken, in Dispositionszentralen und natürlich auch auf den vielen, immer mehr werdenden Schienen-Baustellen ist eine sehr reale Gefahr für den Standort Deutschland“, sagte Stührenberg.
Damit die Bahn in den kommenden Jahren konkurrenzfähig im Mix der Verkehrsträger bleibt, muss sich auch das Netz auf europäischer und nationaler Ebene wandeln. Dafür ist auch eine bessere Vernetzung notwendig. „Leistungsfähige Verkehrs-, Hafen- und Kommunikationsinfrastrukturen bilden die Grundlage für eine erfolgreiche Hafenentwicklung. Schon heute ist die effiziente Vernetzung ein Wettbewerbsvorteil des Hafenstandorts Deutschland. Es gilt daher, die leistungsfähigen Hinterlandanbindungen über Schiene, Straße und Wasserstraße zu erhalten, auszubauen und dabei Umwelt- und Klimaeinflüsse zu berücksichtigen“, sagte Dr. Wibke Mellwig.
Auch für die Verlader wird die Bahn unter ökologischen Gesichtspunkten immer interessanter. So hat bei-spielsweise Warsteiner das eigene Kombiterminal weiter ausgebaut und auch Dritten zugänglich gemacht. „Bisher muss man Bahnfahren wirklich wollen. Es ist jedoch nicht einfach Verlader aus ihrer Komfortzone zu holen. Daher müssen die Regulierungen im Eisenbahnverkehr drastisch miniert werden, damit das Produkt wettbewerbsfähiger wird“, sagte Daniel Küster, Supply Chain Leiter bei Warsteiner.
Diese Zuverlässigkeit zu erhalten und weiter zu verbessern ist auch Aufgabe der Bahn AG (DB). Insbesondere der Ausbau und die Modernisierung des Netzes wird für den Konzern eine der größten Aufgaben sein. „Mit dem Aufbau des Hochleistungsnetzes schafft die DB eine klare Perspektive für Zuverlässigkeit und Wachstum. Während des Zeitraumes der Generalsanierung ist die Belastung für alle Beteiligten sehr hoch. Selbstverständlich haben wir auch die Belange der Güterverkehrsbranche sowie der Unternehmen mit Gleisanschluss im Blick und werden Umleitungsstrecken vorab ertüchtigen und Konzepte erarbeiten, um die Anbindung der nord-deutschen Seehäfen während dieser Zeit zu gewährleisten. Nach Ende der Bauphasen werden wir ein resilienteres Schienennetz vorfinden, welches auch eine kapazitative Verbesserungen für unsere Kundinnen und Kunden bedeutet“, sagte Ute Plambeck, Konzernbevollmächtigte der Deutschen Bahn für die norddeutschen Länder.
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