Blog-Serie Teil 3 von 4

Seit 2018 arbeitet die LIHH zusammen mit 10 Partnern aus Norddeutschland am Blockchain-Forschungsprojekt HANSEBLOC. Was ist eigentlich in der letzten Zeit im Projekt entwickelt worden, wie ist der Stand der Arbeiten und wie geht’s weiter? Dazu haben wir mit Julian Kakarott von der HAW Hamburg gesprochen. Als einer von zwei wissenschaftlichen Partnern im Projektkonsortium erforscht die HAW die Einbindung von Sensorik, sogenannten Smart Oracles, über eine Sensorchain in das HANSEBLOC-System.

LIHH: Die Einbindung von Sensorik, z.B. zur Überwachung temperaturgeführter Transporte ist ja nichts sonderlich Neues. Was genau ist denn das besondere und innovative an der HANSEBLOC-Sensorchain?

Kakarott:Ein großes Problem bei Blockchains ist die Qualität und Richtigkeit der Daten, die auf der Chain abgespeichert werden. Mit Daten, die durch eine Blockchain abgesichert werden, aber möglicherweise falsch sind, kann keiner etwas anfangen. Unser Sensorchain-Konzept erzeugt eine verlässliche Quelle für Daten und erweitert die Funktionalität von HANSEBLOC um die Einbindung von Sensordaten wie beispielsweise Temperatur. Dies funktioniert, indem die Sensoren selbst ein lokales Distributed Ledger Technologie (DLT)-Netzwerk aufbauen und sich untereinander über Bluetooth austauschen. Das Besondere daran ist, dass wir diese Informationen ebenfalls in Echtzeit auf der Blockchain absichern. Somit kann ein Logistiker anschließend bspw. lückenlos nachweisen, dass die Kühlkette eingehalten wurde.

LIHH: Welche Vorteile bringt das mit sich?

Kakarott: Die Manipulation von Sensoren, um z. B. das teure Kühlen von Ware zu vermeiden, wird damit deutlich erschwert. Durch die Vernetzung der Sensoren untereinander ist eine Manipulation quasi ausgeschlossen.

Die Über- oder Unterschreitung von definierten Sensordaten entlang einer Transportkette wird also fälschungssicher dokumentiert. Die Sensorchain dient als eine sichere, vertrauenswürdige Datenquelle für jede Blockchain und hat vielseitige Einsatzquellen. Neben der Überwachung von Temperaturdaten sind beispielsweise die Überwachung von Erschütterungen, oder die Registrierung eines Diebstahls von Teilware möglich. Die Sensorchain registriert, wenn einzelne Paletten relativ zum Rest der Ladung bewegt werden. Dies ist durch eine Abstandsmessung über Bluetooth möglich.

LIHH: Und wie funktioniert die Anbindung an das HANSEBLOC-System?

Kakarott: Die Sensorchain überprüft fortlaufend oder in definierten Intervallen den Zustand der Fracht/Ware. Es erfolgt eine gegenseitige Datenvalidierung zwischen den einzelnen Sensoren basierend auf DLT-Mechanismen. Die Daten werden über das Mobilfunknetz an die HANSEBLOC-Schnittstelle (API) versendet. Durch die gegenseitige lokale Validierung der Daten innerhalb der Sensorchain ist es dabei auch unkritisch, wenn nicht jederzeit eine Mobilfunkverbindung zwischen dem Gateway-Node und der HANSEBLOC-API existiert.

 

 

LIHH: Und wie werden die Sensoren an der Ware angebracht?

Kakarott: Da es sich um ein Forschungsprojekt handelt, steht im Rahmen von HANSEBLOC natürlich erst einmal das Proof of Concept und die technische Machbarkeit für uns im Fokus. Wir haben aber beispielsweise die Möglichkeit vorgesehen, die Sensoren in Palettenböden zu integrieren. Eine Integration in die Palette hat den Vorteil, dass die Sensoren dort vor Manipulation gut geschützt sind und wir die heutige Europalette um diese „smarte“ Komponente einfach erweitern können. Hier sind aber je nach Ware und Anwendungsfall zahlreiche Möglichkeiten denkbar.

LIHH: Wie können Logistikunternehmen die Sensorchain zukünftig nutzen?

Kakarott: Die HANSEBLOC Plattform ist darauf ausgelegt, dass ihre Funktionalität durch sogenannte Microservices erweitert wird. Das bedeutet, dass Dritte (z.B. Versicherungen, Zahlungsdienstleister oder Automobilunternehmen) ihre Services und Dienstleistungen anbieten, die Daten der HANSEBLOC Blockchain nutzen und hinzugeben. Um diesen Ansatz zu demonstrieren haben wir die Sensorchain so konstruiert, dass sie diesen Zweck erfüllt. Sie ist sozusagen der erste Microservice für HANSEBLOC. Zukünftig könnten Logistikunternehmen diesen Service also nutzen, wenn Sie bei einer bestimmen Lieferung gerne Sensordaten erfassen möchten.

LIHH: Vielen Dank für das Gespräch, Julian Kakarott.

 

In der kommenden Woche setzen wir diese Beitrags-Serie zum HANSEBLOC-Projekt fort und berichten in unserem BLOG über unseren MVP-Test und wir zeigen das Design und die Funktionalität des HANSEBLOC-Portals und der App.

 

Bereits erschienene Beiträge dieser Blog-Serie:

Was macht eigentlich HANSEBLOC? – Projektnews und Stand der Arbeiten (Blog-Serie Teil 1 von 4)
Was macht eigentlich HANSEBLOC? – Systemarchitektur und Schnittstellen (Blog-Serie Teil 2 von 4) 

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