In dieser Rubrik stellen wir regelmäßig Entscheider und Macher vor, die den Logistikstandort „Metropolregion Hamburg“ aktiv mitgestalten und dazu beitragen, diesen zur innovativsten Logistikregion Europas zu machen. Dieses Mal: Ralf Struckmeier von Lufthansa Industry Solutions.
AusSichtErfolg gibt Einblicke in die Welt unserer Köpfe der Logistik. Hier verraten sie uns, was sie persönlich motiviert, was sie und ihr Unternehmen in und für Hamburg bewegen und welche Ideen sie für die Logistik von morgen haben. Gemeinsam mit unserem Online-Medienpartner HAMBURGschnackt.de geben wir ihnen eine mediale Bühne im Netzwerk und der Metropolregion Hamburg.
Ralf Struckmeier
Vice President Logistics
Lufthansa Industry Solutions
Was macht den Logistikstandort Hamburg aus? Warum ist er gut für Sie / Ihr Unternehmen?
Hamburg zeichnet sich vor allem durch seine Vielfalt aus, denn hier wird die komplette Supply Chain durchdekliniert. Wir haben nicht nur einen der größten Seehäfen Europas vor der Tür, sondern auch das europaweit größte Aufkommen im schienengebundenen Güterverkehr. Dazu einen der weltweit ältesten internationalen Flughäfen und nicht zuletzt viele renommierte Reeder, Spediteure und KEP-Dienstleister. Gerade für die Transportlogistik bietet sich in Hamburg ein unheimlich spannendes Umfeld. Es besteht ein hervorragendes Vernetzungspotenzial. Unternehmen haben hier die Chance, digitalisierte Intermodalität über verschiedenste Elemente der Supply Chain anzuwenden und beste Voraussetzungen, um eine Vorreiterstellung einzunehmen.
Was ist zurzeit die spannendste Entwicklung in der Metropolregion Hamburg?
Seit Beginn der Pandemie ist der Logistik eine absolut zentrale Rolle zugekommen. Mehr denn je war unsere Branche sowohl für die Aufrechterhaltung der Produktion durch stabile Logistikketten als auch für die Versorgung der Bürger:innen im Home Office maßgeblich verantwortlich. Die Auswirkungen spürt jeder Logistikschaffende, denn unsere Rolle hat sich in dieser Zeit immens verändert. Vielen Teilen der Gesellschaft ist die Relevanz unserer Arbeit nochmals klarer geworden. Wir haben nicht nur an Stellenwert gewonnen, sondern sind sozusagen vom Getriebenen zum Treiber geworden. Gerade an einem stark logistisch geprägten Standort wie Hamburg merkt man das in vielen Situationen – sei es beim täglichen Austausch oder im hochkomplexen Digitalisierungsprojekt. Es herrscht Aufbruchstimmung – und das ist extrem spannend.
Was ist das Besondere an Ihren derzeitigen Aufgaben?
Wie erwähnt, zunächst einmal der deutlich gestiegene Stellenwert der Logistik. Die insgesamt größere Relevanz und die höhere Nachfrage im Markt bedeuten für die Unternehmen der Branche, sich noch besser aufstellen zu müssen. Durch die Corona-Krise steht zum einen das Thema Krisensicherheit im Fokus – und damit die stabile Lieferkette. Zusätzlich bestimmen politische Maßnahmen wie das Lieferkettengesetz die derzeitige Situation. Meiner Einschätzung nach ist der derzeitige weltweite Paradigmenwechsel beim Thema Nachhaltigkeit in der Logistik schon länger vorhanden. Logistik und IT sind gerade in diesem Kontext Vorbild und Vorreiter und können dadurch einen entscheidenden Beitrag leisten.
Einerseits wird – in der Logistik, wie überall – die Digitalisierung der administrativen Prozesse massiv vorangetrieben. Darüber hinaus erfordern komplexe SupplyChains auch eine Digitalisierung der logistischen Produktionsprozesse, damit ein Höchstmaß an Transparenz hinsichtlich des Warenflusses, der Planbarkeit und der Vorhersehbarkeit gewährleistet wird. Hier stellen wir in Gesprächen mit unseren Kunden immer wieder fest, dass IT – etwa in Form eines Digital Twins – bei vielen dieser Herausforderungen eine maßgebliche Rolle einnehmen kann. Beispielsweise, um vorhandene teure Assets durch Simulation und Künstliche Intelligenz maximal effizient einzusetzen und auszulasten. So können Unternehmen einen entscheidenden Wertbeitrag zur ökonomischen und ökologischen Nachhaltigkeit liefern. All das prägt unsere Arbeit der letzten Monate stark.
Worauf sind Sie besonders stolz, wenn Sie an Ihre Mitarbeiter:innen und Kolleg:innen denken?
Es ist kein Geheimnis, dass die Pandemie keine einfache Zeit für uns war. Es hat sich aber gezeigt, wie stark der Zusammenhalt innerhalb der Lufthansa-Familie ist. Jedes einzelne Team-Mitglied hat das Beste gegeben und Herzblut in die Arbeit gesteckt, damit wir diese unverschuldete Krise gut überstehen. Damit ging ein hohes Maß an Flexibilität und die Bereitschaft einher, sich trotz Krise mit voller Kraft und Leidenschaft zu engagieren. Beides ist nicht selbstverständlich und das rechne ich allen persönlich hoch an. Jetzt lichten sich die Wolken allmählich, das Wir-Gefühl ist aber geblieben. Und das ist das Verdienst aller – das macht mich stolz.
Thema Arbeitgeberattraktivität, wo sind Ihre Stärken?
Als IT-Unternehmen ist die digitale Transformation unser Geschäft. Wir arbeiten mit modernsten Technologien – von künstlicher Intelligenz über Industrial IoT bis hin zur Blockchain. Unser Ziel ist dabei stets, unseren Kunden einen echten, nachhaltigen und täglich erlebbaren Mehrwert zu bieten. Im Rahmen der Projekte und deren Umsetzung wollen wir gemeinsam mit dem Kunden in die Verantwortung gehen. Wir haben uns schon immer als Prozess-orientierter IT-Dienstleister gesehen und wollen mit unseren Kunden Wertschöpfungsketten gestalten – das können nicht viele und birgt für unsere Kolleg:innen eine höhere Sinnstiftung als ausschließlich Projekte abzuwickeln. Darüber hinaus wollen wir unsere Lösungen so konzipieren, dass sie auch langfristig zur Anwendung gebracht werden. Als Tochter eines Airline-geprägten Konzerns profitieren wir darüber hinaus von unseren Wurzeln. Wir entstammen einer hochtechnisierten Branche, in der viel Wert auf Details gelegt wird und in der ein einmaliger, anpackender Spirit herrscht.
Was ist die größte Herausforderung in den kommenden Monaten? Und wie werden Sie diese meistern?
Wir befinden uns zurzeit in einer Phase der Pandemie, in der noch ungewiss ist, welchen Verlauf die weitere Entwicklung nehmen wird. Hinzu kommen weitreichende Fragen, allem voran zu den Themen Nachhaltigkeit und Digitalisierung. Wirtschaft, Politik und Gesellschaft stehen bis zur individuellen Ebene vor großen Umbrüchen. Organisationen, Strukturen und Prozesse werden neu gedacht. Anforderungen an, aber auch von Mitarbeitenden verändern sich. Die Masse an Veränderungen ist für mich die eigentliche Herausforderung. Der Schlüssel zur Lösung ist Kommunikation. Deshalb sprechen wir im Dialog mit unseren Kunden Potenziale offen und frühzeitig an, hören gleichzeitig aber auch genau zu, um passgenaue Lösungen finden zu können. Gerade in Zeiten, in denen der persönliche Austausch nicht immer einfach ist, fokussieren wir uns stärker auf Netzwerke und Branchenforen. Wir wollen ein Ohr dafür haben, was die Unternehmen wirklich bewegt. Digitalisierung ist für jedes Unternehmen eine zusätzliche Herausforderung, letztendlich kann sie aber auch Lösung für viele Probleme und Enabler sein. Dafür wollen wir sensibilisieren. Die vergangenen Monate haben dazu beigetragen, die Vorteile digitalisierter Prozesse weiter hervorzuheben.
Ihr wichtigstes Projekt (Digitalisierung, Nachhaltigkeit, Personal etc.) zurzeit und warum? Wie wird es Ihr Unternehmen verändern?
Die angesprochenen Veränderungen betreffen natürlich auch unser Unternehmen. Logistik und Digitalisierung erleben einen Boom. Das bedeutet für uns, dass wir uns im Wettlauf um hochqualifizierte IT-Kräfte durchsetzen und wachsen wollen. Alleine im Logistik-Umfeld der LHIND schreiben wir bis zum Ende des Jahres noch rund 100 Stellen aus. Junge Generationen haben häufig eine sehr konkrete Vorstellung davon, für welches Unternehmen sie in welcher Form arbeiten möchten. Sie bringen im Gegenzug eine Dynamik mit, die wir in Zeiten wie diesen mehr denn je benötigen. Gleichzeitig setzen wir auf die Erfahrung ausgewiesener Fachkräfte, die über entsprechendes Branchen-, Prozess- und Technologie-Know-how verfügen. Denn der Mix aus Dynamik und Erfahrung ist es, was funktionierende Teams ausmacht. Als einer der größten IT-Dienstleister Deutschlands haben wir beste Voraussetzungen dafür, sowohl jungen Nachwuchskräften als auch gestandenen Expert:innen ein spannendes und abwechslungsreiches Arbeitsumfeld zu bieten, in dem sie sich einbringen können.
Was macht aus Ihrer Sicht ein gutes Netzwerk aus?
Kurzgesagt: Breite und Tiefe. Beispielsweise braucht ein funktionierendes Logistik-Netzwerk Vertreter aus allen Teildisziplinen der Supply-Chain – es muss also breit aufgestellt sein. Außerdem benötigt es Vertrauen. Es ist wichtig, sich offen miteinander austauschen zu können. Denn nur durch verschiedene Sichtweisen und den regelmäßigen Dialog, bietet ein Netzwerk einen echten Mehrwert.
Ich bin Mitglied bei der LIHH, weil …
… enge Vernetzung für eine erfolgreiche Digitalisierung zentral ist, besonders in der Logistik und gerade jetzt. Seitdem wir vor über 15 Jahren an der Gründung der LIHH mitgewirkt haben, bietet sie für uns eine hervorragende Plattform, um uns mit anderen Unternehmen über Trends und Potenziale auszutauschen.
Was treibt Sie an, sich in Netzwerken zu engagieren?
Durch Austausch entstehen Ideen. Mit diesen Ideen können wir den Logistik-Standort Hamburg jeden Tag ein bisschen besser machen und so zum langfristen Erfolg der hier ansässigen Unternehmen beitragen. Außerdem freue ich mich immer wieder, wenn ich auf vertraute Gesichter treffen kann. Gerne virtuell, aber am liebsten persönlich.